Sonnenuntergang fotografieren – der Dynamikumfang der Olympus OM-D E-M10 Mark II

Sonnenuntergang fotografieren – der Dynamikumfang der Olympus OM-D E-M10 Mark II

Dynamikumfang? Wozu ist der gut?

Wann immer wir Bilder aufnehmen, bei denen viel Licht und Schatten im Sinn der Wörter aufeinandertreffen, hilft uns ein guter Bildsensor, möglichst viele Details sowohl in den Höhen als auch den Tiefen zu erhalten. Sonnenuntergänge sind dafür ein gutes Beispiel.

Die Ausgangslage

Verglichen mit meiner Nikon D7200 fällt der Dynamikumfang der Olympus etwas ab. 14,5 EV (Quelle) versus 12,5 EV (Quelle). Der kleinere Sensor der Olympus hat hier ein leichtes Nachsehen. Aber ist das wichtig? Wir werden es sehen.

Vorab sind hier zwei Bilder, mehr oder weniger unbearbeitet (OOC = Out of the Camera).

leicht unterbelichteter Sonnenuntergang
leicht unterbelichteter Sonnenuntergang, 1/80 Sek. bei f/6,3 und ISO200
leicht überbelichteter Sonnenuntergang
leicht überbelichteter Sonnenuntergang, 1/60 Sek. bei f/6,3 und ISO 640

Beide Bilder haben Vor- und Nachteile. Das unterbelichtete Bild hat eine schöne Zeichnung im Himmel, die Sonne überstrahlt nicht. Dafür ist der Vordergrund zu dunkel. Das überbelichtete Bild zeigt dagegen eine schöne Zeichnung in den dunkleren Bildbereichen, dafür ist im Himmel sprichwörtlich nicht mehr allzuviel los. Man mag meinen, der Dynamikumfang wäre nicht ausreichend für diese Art Bilder. Was macht man also damit? Eine der möglichen Lösungen könnte HDR sein.

High Dynamic Range (HDR)

HDR kombiniert das „Beste“ aus verschiedenen Belichtungen. Man kann in unserem Beispiel die Tiefen des überbelichteten Bildes mit den Höhen des unterbelichteten kombinieren. Wie auch immer, ich mag HDR nicht. Die Resultate sehen sehr schnell künstlich aus. Es gibt bessere, und effektivere Wege, verschiedene Belichtungen zu überblenden. Das folgende Bild hat Photoshop aus den beiden Belichtungen errechnet. Ja, ein HDR-Spezi bringt das sicher besser…

hdr sonnenuntergang
In Photoshop aus 2 Belichtungen gerechnetes HDR, Standardeinstellungen

Überblenden

Ein anderer Ansatz ist das manuelle Überblenden der beiden Belichtungen. Ich nutze das kostenlose „Easy Panel“ von Jimmy McIntyre. Damit kann ich realativ einfach Ebenen überlenden, weil es mich Luminosity-Masken erstellen lässt. Dabei werden alle Pixel in einer Ebene markiert, wenn sie dunkler bzw. heller als X sind. Weiterhin erstellt es jeweils mehrer Vorschläge für Masken, aus denen ich einfach die passende auswählen kann. Der vereinfachte Workflow:

  • die beiden Belichtungen als Ebenen in Photoshop laden
  • Ebenen ausrichten
  • die dunkle Ebene nach oben schieben
  • auf dieser Ebene „Dark masks“ erstellen
  • in den Kanälen eine passende Maske aus den Vorschlägen auswählen
  • diese Auswahl auf eine Ebenemaske übertragen

Auf Jimmys Homepage http://www.shutterevolve.com und dem dazugehörenden Youtube-Channel gibt es jede Menge gute Tutorials dazu.

Die zu dunklen Bereiche der dunkleren Belichtung werden durch den oben aufgeführten Workflow ausgeblendet. Im Ergebnis entsteht eine mehr oder weniger ausgewogene Mischung aus beiden Belichtungen. Beispielbild:

über Luminosity Masken erstellter Sonnenuntergang
über Luminosity Masken erstellter Sonnenuntergang

Aber wenn man nun nicht so „heavy“ bearbeiten will?

Ja, nicht jeder mag in Photoshop mit Masken fummeln, oder HDRs erstellen. Aber muss dann der Sonnenuntergang als Motiv weggelassen werden? Keinesfalls! Das folgende Bild entstand aus der dunkleren Belichtung, nur in Lightroom. Im Wesentlichen wurden nur Belichtung, Kontrast, Tiefen und Höhen sowie Weiß -und Schwarzpunkt angepasst. Die Gradationskurve bekam anschliessend eine ganz leichte S-Kurve. Sättigung, Dynamik und Klarheit wurden jeweils leicht erhöht.

Sonnenuntergang OOC
Der Sonnenuntergang „out of the camera“, 1/80 Sek, bei f/6,3 und ISO 200

Und, das kann sich doch auch sehen lassen? Wenn man mit dem Split-Toning noch etwas Wärme in den Vordergrund bringen würde, wäre der Unterschied zum über die Luminosity-Masken bearbeiteten Bild marginal. Das überblendete Bild ist mein persönlicher Favorit!

Fazit

Ja, der Sensor der Olympus kann vielleicht nicht mit den technisch „besseren“ Sensoren aus dem DSLR-Lager mithalten, verstecken braucht er sich aber keinesfalls. Auch in für den Sensor schwierigen Situation gelingen durchaus anständige Bilder. Der Dynamikumfang ist schlussendlich mehr als ausreichend! Allerdings muss man nachbearbeiten. Ob man bei der Nachbearbeitung dann „volle Kanne“ loslegt was die EBV hergibt, oder sich mit eher einfachen Mitteln ans Ziel hangelt, obliegt dem persönlichen Geschmack.

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